Kleine Kommunal-Reform
Großzöberitz ist ein Zusammenschluss dreier Gemeinden, Grundlage gab Tannepöls
Lange Zeit stand am Bahnhof Großzöberitz, der am 1. Oktober 1897 in Betrieb genommenen Eisenbahnstrecke Bitterfeld - Stumsdorf, als Ortsbezeichnung Tannepöls. Auch die Gaststätte und das ehemalige Gut auf der anderen Seite der Bundestrasse tragen diesen Namen.
Der Grund dafür ist in der Geschichte der Gemeinde zu finden. Sie wurde im Vergleich zu anderen Orten unserer Region relativ spät, nämlich erst im Jahr 1936 gegründet und bestand aus den selbstständigen Dörfern Zöberitz, Möhlau und Tannepöls. Bahnhof und Gasthaus sowie der Bauernhof - heute Hotel -, lagen auf dem Territorium von Tannepöls und trugen deshalb auch diesen Namen.
Tannepöls ist ein besonderer Ort gewesen. Er war der letzte Teil einer mittelalterlichen Streusiedlung, die aus sieben Teilbereichen bestand. Sie alle liegen im Tal des Flutgrabens, von dem allerdings nur noch kümmerliche Reste vorhanden sind. Bereist 1156 ist der Name Podelitz (Podelwice) in einer Urkunde Konrads von Wettin erwähnt. Der Ortsname stammt aus sorbischer Zeit und hat die Bedeutung Talgrundbewohner.
Im 14. Jahrhundert treten mehrere unterscheidende Bezeichnungen für Teilbereiche der Streusiedlung auf, die weit auseinander gezogen am Flutgraben lagen. Drei tragen wahrscheinliche Besitzernamen als Vorsilben. Bassen-Podelitz hatte vier Höfe und fünf Hufen Ackerfläche. Anderer Teile der Streusiedlung haben im Namen die Lage und Größe charakterisierende Zusätze zum Hauptnamen. Wenigen-Podelitz hatte nur ein Bauerngehöft, und Wasser-Podelitz umfasste neun Gehöfte. Der Ortsteil, der den Namen gab, lag in der Nähe von Zörbig.
Alle diese Teilbereiche der Siedlung wurden Ende des 15. bis Anfang des 16. Jahrhunderts von ihren Bewohnern verlassen. Sie siedelten sich in den umliegenden Dörfern und Städten an, bewirtschafteten aber weiter ihre Äcker und Wiesen an ihren ursprünglichen Wohnorten. Viele Orte wurden sie in dieser Zeit wüst. Das ist die Folge der spätmittelalterlichen Agrarkrise und nicht, wie immer wieder angenommen wird, der Hussitenkriege oder des Dreißigjährigen Krieges.
Ein Podelitz-Ort aber hatte die Zeiten überdauert - Damm-Podelitz, zuletzt Tannepöls genannt. 1459 erscheint der Name als Dannenpodelitz in einer Urkunde und 1550 als Dammpodelitz. Die drei zu Großzöberitz zusammengeführten Orte lagen dicht beieinander und hatten auch gemeinsame Schicksale. Am 22. Juli 1745 brach in Tannepöls ein Feuer aus. Das Dorf brannte nieder. Nur zwei Gehöfte blieben stehen. Der Wind trieb die Flammen in das nahe Möhlau. Auch dieses Dorf brannte bis auf eine Scheune ab. Die Menschen verloren innerhalb weniger Stunden ihr ganzen Hab und Gut.
Am 1. Dezember 1936 machten die Bürger eine kleine Kommunalreform: Aus den drei Orten machten sie eine Gemeinde,. Zöberitz, Möhlau und Tannepöls nannten sich fortan Großzöberitz.
Mitteldeutsche Zeitung, Bitterfeld/MZ, lhe. 18.07.2003