Bahn baut bei Sanierung von Bahnhöfen auf Unterstützung der Kommunen
In Sachsen-Anhalt startet der Dialog zur Umsetzung des neuen Bahnhofsentwicklungsprogramms
In Sachsen-Anhalt startet die Deutsche Bahn jetzt ein neues Bahnhofsentwicklungsprogramm das auf die Sanierung renovierungsbedürftiger Stationen zielt. Dafür will die Bahn die Unterstützung des Bundes, der Landesregierung und von Kommunen gewinnen. Bei DB Station & Service, der für die Bahnhöfe zuständigen Konzerntochter, setzt man insbesondere in Sachsen-Anhalt auf die Partnerschaft mit der öffentlichen Hand. "Die große Eisenbahntradition des Landes hat uns auch ein reiches Erbe bei den Bahnhöfen hinterlassen", sagte heute Thomas Hesse, Leiter des Regionalbereiches Südost von DB Station & Service, anlässlich der Vorstellung des neuen Konzeptes vor Journalisten in Leipzig. "Sachsen-Anhalt verfügt mit 410 Bahnhöfen über rund acht Prozent der Stationen in Deutschland. Die erforderlichen Investitionen für die mittelfristige Entwicklung der Bahnhöfe kann die Bahn deshalb nicht allein stemmen."
Grundlage für die Bestrebungen der Bahn, mit den Partnern neue Ideen zur Modernisierung und Finanzierung der Projekte umzusetzen, ist die Broschüre "Bahnhofsentwicklungskonzeption – Einladung zum Dialog". Die Publikation dokumentiert kompakt und anschaulich die Ergebnisse einer umfassenden Bestandsaufnahme aller Bahnhöfe in Sachsen-Anhalt. Eingeschätzt wurden alle 410 Bahnhöfe. Die Bahn hat Kundeninformation, Erscheinungsbild, Aufenthaltsqualität und das Angebot an Reisebedarf bewertet. Beurteilt wurde auch der Zustand der baulichen Anlagen, die barrierefreie Zuwegung und Ausstattung sowie die 3-S-Technik (Service, Sicherheit, Sauberkeit), die Intermodalität und schließlich der Gesamtzustand.
Gemäß dieser Kriterien wurden die Bahnhöfe beschrieben und der Handlungsbedarf mit Hilfe einer Matrix in "hoch", "mittel" oder "gering" eingestuft. Zur Veranschaulichung dienen Fotos der Bahnhöfe im heutigen und beispielhaft im angestrebten Zustand.
Die Broschüren werden in den nächsten Wochen an Ministerien, Kommunen und Aufgabenträger verschickt.
Im Ergebnis angestrebt werden langfristige Rahmen- und Finanzierungsvereinbarungen mit den Bundesländern. Unter anderem in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen konnte die Bahn solche Vereinbarungen bereits treffen. Sie sollen jetzt um die Bahnhofsentwicklungsprogramme erweitert werden. Die Gespräche werden im Laufe des Jahres in Bahnhofskonferenzen auf regionaler Ebene vertieft.
"Eine Vielzahl unserer Bahnhöfe ist denkmalgeschützt", sagte Hesse. "Diese Gebäude prägen das Stadtbild wesentlich. Das ist positiv, aber allein können wir uns das nicht leisten. Bei Bauprojekten müssen wir im Schnitt 20 bis 30 Prozent allein für den Denkmalschutz ausgeben, obwohl für den Betrieb ein funktionaler, überschaubarer Bahnhof völlig ausreichend wäre". Die Empfangsgebäude der Bahnhöfe sind im Durchschnitt 85 Jahre alt, und dementsprechend sanierungsbedürftig.
Im letzten Jahr hatte die Bahn als Startschuss für die Bahnhofsentwicklungskonzeption das Sofortprogramm aufgelegt und in der zweiten Jahreshälfte 2002 bereits über 300 kleinere Bahnhöfe mit einfachen Mitteln ganzheitlich und flächendeckend verschönert, darunter in Sachsen-Anhalt Bahnhöfe wie zum Beispiel Biederitz, Jessen oder Roßlau. Auch dieses Programm soll als Bestandteil des Bahnhofsentwicklungsprogramms mit Unterstützung der Länder und Kommunen fortgesetzt werden
Mitteldeutsche Zeitung, Sandersdorf/MZ. 11.04.2003