Arbeit im Akkord am Bahnhof
An allen Ecken sind Handwerker am und im neuen Empfangsgebäude der Bahn in Bitterfeld zu Gange. Aber wo bleibt die Bernsteinfassade? Warum die Eröffnung weiter auf sich warten lässt.
Überall am und im neuen Bahnhof von Bitterfeld wird gehämmert, gebohrt, geschleift, gemalert, montiert und verlegt. Die Handwerker treten sich fast auf die Füße.
Denn der Neubau der Deutschen Bahn kommt in die arbeits- und ausstattungsintensive Schlussphase. Trotzdem müssen sich die Bahnkunden weiter gedulden. Denn die Eröffnung des mit Kohle-Milliarden finanzierten Vorzeigeprojekts findet erst im Sommer statt.
Wartungsgang wird nötig
Dass sich die Arbeiten hinziehen, hat mehrere Gründe. So ist die Einbindung der alten Elektroinstallationen in die neue Verkabelung komplizierter als gedacht. „Erst beim Abbruch der alten Elektroanlage zeigte sich, wie viele Kabel nicht in den Unterlagen eingezeichnet sind“, erklärt Bahnhofsmanager Karsten Kammler. Da die technischen und elektrischen Anlagen nah an den Gleisen liegen, war für die Arbeiten zudem eine weitere Sperrzeit nötig. Denn man bereitet gleich alle Leitungen für die 2026 beginnende Modernisierung der Bahnsteige vor.
Ein weiteres Sorgenkind war der plötzlich geforderte umfassende Blitzableiter-Einbau, der neu geplant werden musste. Und auch die erst kürzlich bei einer Prüfung erfolgte Hochstufung des Empfangsgebäudes vom Hoch- zum Ingenieurbau hat Folgen. „Jetzt muss das optische Highlight des Bahnhofs, die bernsteinfarbene Alufassade alle vier Jahre durch einen Prüfer in Augenschein genommen werden“, sagt Projektleiter Alexander Panse. Dazu muss der Bereich hinter der Fassade aber begehbar sein. Bedeutet: Verstärkung der Unterkonstruktion und Bau eines Wartungsstegs. „Das kostet Zeit. Deshalb ist auch die Bernsteinfassade, die längst montiert sein sollte, noch nicht zu sehen.“
Dennoch verändert der Bahnhof täglich sein Gesicht. An der Vorderseite verlegen Bauarbeiter Pflaster, deswegen wurde das Gerüst demontiert. An der Rückseite werden die schwarzen Fassadenteile angeschraubt. Auf dem Dach sind die Solarpaneele komplettiert. Auch die Halterungen für den Schriftzug „Bitterfeld“ sind schon zu sehen. Daneben wird noch eine Uhr und das DB-Logo angebracht. In den nächsten Wochen folgt der Bau der Fahrradschließanlagen.
Im Inneren geht der Ausbau zügig voran. Im links neben dem Haupteingang gelegenen Café Steinecke ist das künftige Aussehen gut erkennbar. Tresen und Backofen sind eingebaut, die Malerarbeiten abgeschlossen. Selbst der Steinecke-Schriftzug ist schon angebracht. Im großräumigen DB-Store, wo man künftig Reiseutensilien, Getränke, belegte Brötchen, Zeitschriften und Tabakwaren kaufen kann, ist die Einrichtung auch weit vorangeschritten. Kühlschränke, Verkaufstresen, Zeitschriftenregale – alles ist schon sichtbar.
Ein Highlight sind – wie auch im Wartebereich – die großen Lichthöfe, die Tageslicht einlassen. Im künftigen Domizil von Vetter werden gerade die Wände abgeschliffen. Auch in den Räumen der Bahnhofspolizei und der Bahnhofsmission wird gearbeitet. Die Sanitäranlagen der öffentlichen WCs sind installiert.
Premiere für Bambusboden
Im Durchgangs- und Wartebereich wirbeln die Handwerker hin und her. Der Steinfußboden ist ebenso verlegt wie der Bambus-Kunststoff-Boden im Sitzbereich. „Dieses Material erlebt hier seine deutschlandweite Bahnhofspremiere“, sagt Kammler. Nächste Woche sollen die Sitzmöbel montiert werden. Bereits aufgestellt ist die Anlage mit Schließfächern und Fahrkartenautomat. Die hölzerne Lamellendecke ist, außer im Übergangsbau zum Fußgängertunnel, montiert. Dort ist an einer Wand bereits die aufgegriffene Bernsteinfarbe der Fassade zu sehen.
„Nächste Woche startet die elektrotechnische Abnahme, ab 5. Mai erfolgt die intensive Baureinigung im Inneren“, sagt Kammler. Im Juni sollen alle Räume an die Mieter übergeben werden. Die Zusatzarbeiten an der Fassadenaufhängung sorgen dafür, dass die maßgefertigten bernsteinfarbenen Teile wohl erst im Juni angebracht werden können. Die Eröffnung könnte im Juli folgen. Einen offiziellen Termin gibt es noch nicht.
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Foto: Foto: Mitteldeutsche Zeitung Bitterfeld, Ausgabe 26./27.04.2025 |
Mitteldeutsche Zeitung, Bitterfeld/MZ, von Frank Czerwonn, Ausgabe: 26./27.04.2025