Vetter GmbH setzt auf ein Konzept aus Bahn und Bus
Zwei Studien untersuchen, ob die Belebung der Strecke Aken-Köthen wirtschaftlich Sinn macht
"Warum kann man die Strecke Aken-Köthen nicht mit der Nebenbahn Stumsdorf-Bitterfeld verbinden und somit einen umsteigefreien Direktverkehr zwischen den beiden ehemaligen Landkreisen schaffen?", fragt MZ-Leser Siegbert Schmidt in einer E-Mail an die Mitteldeutsche Zeitung. Das wäre in seinen Augen ein "einzigartiges Pilotprojekt" für den neuen Landkreis Anhalt-Bitterfeld und es ergebe Sinn, weil Berufspendler, Schüler und Studenten und auch der Güterverkehr aus Richtung Akener Hafen die Bahnstrecke nutzen könnten, meint der Leser.
Die MZ richtete diese Frage an das Verkehrsministerium in Magdeburg und bekam Antwort von der zuständigen Nahverkehrsservicegesellschaft (Nasa). Wie Pressesprecher Wolfgang Ball erklärt, sei die Idee nicht abwegig. Allerdings seien beide Strecken - sowohl die Regionalbahn zwischen Aken und Köthen als auch die zwischen Stumsdorf und Bitterfeld - vor einiger Zeit abbestellt worden, weil sie zu wenig genutzt wurden und daher aus volkswirtschaftlicher Sicht unrentabel waren. Im Falle einer Reaktivierung müssten sich Potentiale nachweisen lassen, die das rechtfertigen, so Ball.
Auch die Vetter GmbH in Salzfurtkapelle interessiert sich für das Schienenprojekt Aken-Köthen. Wie Geschäftsführer Thomas Vetter dazu erklärt, habe auch die Hafenbetrieb Aken GmbH ihr Interesse an der Nutzung der Strecke für den Güterverkehr bekundet und sei diesbezüglich auf ihn zugekommen.
Beides zusammen macht die Reaktivierung erst wirtschaftlich interessant. Verspricht die gemeinsame Nutzung durch den Personen- und Güterverkehr doch höhere Einnahmen bei den Trassenentgelten und eine höhere Taktfrequenz. Die Vetter GmbH und der Hafenbetrieb haben daher gemeinsam ein Gutachten in Auftrag gegeben, das von demselben Ingenieurbüro angefertigt wurde, das sich auch mit der Strecke Wittenberg - Bad Schmiedeberg befasst hat, informiert Thomas Vetter. Betrachtet wurde die Reaktivierung der Verbindung Köthen-Aken durch ein Bahn-Bus-Konzept.
Gleichzeitig sei untersucht worden, ob man die Strecke Bitterfeld - Stumsdorf ebenfalls neu beleben könnte. Es wurde allerdings festgestellt, dass eine Wiederaufnahme des Eisenbahnverkehrs auf der ehemaligen Strecke 252 (Bitterfeld - Stumsdorf) und deren Weiterführung nach Köthen aus technischen und rechtlichen Gründen kurzfristig nicht möglich ist. Ein wesentlicher Grund ist der fehlende Schienenstrang zwischen Stumsdorf und Zörbig. "Außerdem fehlt die Anbindung in den Bitterfelder Bahnhof", erläutert Vetter. Um die erforderliche Schieneninfrastruktur herzustellen, sei ein mehrstelliger Millionenbetrag erforderlich, sagt Vetter.
Laufende Kosten
Auch Nasa-Sprecher Ball spricht von "umfangreichen Investitionen zur Wiedereinrichtung einer öffentlichen Eisenbahnstrecke", später würden laufende Betriebskosten anfallen. "Einige wenige Zugfahrten könnten die erst kürzlich eingerichtete Landesnetzbuslinie 434 zwischen Bitterfeld und Stumsdorf nicht ersetzen und würden somit ein konkurrierendes Angebot darstellen", sagt Ball.
Die Wiederbelebung der Strecke Aken-Köthen macht aus Sicht der Vetter GmbH aber durchaus Sinn. Allerdings nur mit dem erwähnten Bahn-Bus-Konzept, "wobei das Betreiben des Bus- und Bahnverkehrs in einer Hand liegen muss, um Fahrgastpotentiale bestmöglich zu erschließen und damit sich beide Verkehrsträger nicht konkurrierend gegenüberstehen", argumentiert Thomas Vetter.
Beispiel stimmt optimistisch
Angesichts der ÖPNV-Nachfrageentwicklung im Einzugsgebiet erscheine aus heutiger Sicht der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) auf dieser Strecke also wirtschaftlich realisierbar. Vetter hofft, das Magdeburger Verkehrsministerium dafür zu gewinnen. Zuversichtlich stimmt ihn dabei die Tatsache, dass seit der Wiederbelebung der Bahnstrecke Wittenberg - Bad Schmiedeberg die Fahrgastzahlen deutlich gesteigert werden konnten.
Eine Studie im Landesauftrag befasse sich zur Zeit ebenfalls mit der Strecke Köthen - Aken, bestätigt Ball. Dabei geht es speziell um die Frage des Güterverkehrs. "Untersucht wird, wie die Strecke in das Landes-Logistik-Konzept passen würde", informiert Wolfgang Ball. Ende April wird mit dem Abschluss der Studie gerechnet. Dann soll der Landesregierung eine Empfehlung übergeben werden.
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Foto: MZ Mit der Wiederbelebung der Bahnstrecke Aken-Köthen könnte auch wieder mehr Leben in den Bahnhof Aken einziehen. |
Mitteldeutsche Zeitung Bitterfeld, Ute Hartling-Lieblang, Ausgabe 25.02.2010, Stumsdorf/Köthen/MZ