Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 10.05.2007


Bahnhofsgebäude sind heute nur noch ein Schandfleck

Personenbeförderung Bitterfeld-Stumsdorf vor fünf Jahren eingestellt

Von der Straße aus hat das marode Bahnhofsgebäude in Großzöberitz direkt etwas wild-romantisches. Denn seit die Deutsche Bahn die Strecke vor knapp fünf Jahren für die Personenbeförderung aufgegeben hat, begannen Kletterpflanzen den Klinkerbau zu erobern. Die Fenster sind aus Sicherheitsgründen unten zugemauert. Auf der Seite der Gleisanlagen sieht das Gebäude, das von einer Gesellschaft in Dortmund im Auftrag der Bahn verwaltet wird, noch trauriger aus.

\"Vor Jahren waren wir mit der Bahn in Verhandlung. Wir hatten die Absicht\", so der Ortschaftsbürgermeister, Frank Brucke, \"das Gebäude zu kaufen.\" Doch das habe sich zerschlagen. Und seither wird es von der einen oder anderen Gesellschaft für die Bahn verwaltet, die es natürlich verkaufen möchte.

Brucke räumt allerdings ein, dass die gegenwärtige Verwaltung, die RIAG Gebäudemanagement GmbH mit Sitz in Dortmund, daran interessiert sei, das Gebäude wenigstens so zu erhalten, dass es nicht noch mehr verfällt. \"Noch gar nicht lange her, da waren Leute hier, die das Dach repariert haben\", sagt Brücke und setzt hinzu, dass auch auf seinen Hinweis, das ein Fenster offen stehe, sofort reagiert worden sei. In einem Schreiben an ihm heißt es unter anderem, dass man
gern für ein informatives Gespräch zur Perspektive des Bahnhofsgebäudes zur Verfügung stehe. Man sei sich aber auch der Komplexität und Problembehaftung der einzelnen Gebäude bewusst. Trotzdem hoffe man, gemeinsam Wege zu einer Revitalisierung und Entwicklung des Bahnhofsgebäudes und dessen Umfeld anstoßen zu können.

Doch die Kommune habe weder für diese Immobilie noch für die des Zörbiger Bahnhofes die Mittel - vom Verwendungszweck und der damit einhergehenden Unterhaltung ganz zu schweigen. Dabei war der Zörbiger Bahnhof, bei dem sogar an den Bau eines angeschlossenes Beamtenwohnhaus gedacht worden ist, einst ein echtes Schmuckstück. Und die Zörbiger waren Stolz auf ihren Bahnhof, auf dem genau vor 110 Jahren auf seinem Weg von Bitterfeld nach Stumsdorf der erste Dampfzug hielt. Seither war die \"Saftbahn\" das Verkehrsmittel zwischen den Orten und der Kreisstadt schlechthin.
Obwohl auf der Strecke seit dem vergangenen Jahr wieder Güter rollen, gibt es für die Bahnhofsgebäude keine Verwendung mehr. Im Internet wird der Bahnhof Zörbig zum Beispiel vom Bundeseisenbahnvermögen, einer Bundesbehörde, der auch die Verwaltung der Bahnhöfe mit sämtlichen Nebengelassen obliegt, für 105 000 Euro zum Kauf angeboten. Ob sich ein Käufer für die Gebäude findet ist fraglich. Vielleicht fallen sie eines Tages ganz von selbst zusammen.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, Zörbig/MZ, Iris Lademann, 10.05.2007

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