Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 06.05.2004


Bald sollen wieder Güterzüge rollen

Zörbig will pachten - Gespräche vor Abschluss

Für die Saftbahnstrecke Bitterfeld-Zörbig-Stumsdorf ist eine Lösung in Sicht. Die Deutsche Bahn AG und die Verwaltungsgemeinschaft Zörbig bestätigten Verhandlungen über einen Pachtvertrag. Bahn-Sprecher Jörg Bönisch sagte der MZ, in Kürze sei mit einem Abschluss zu rechnen. Die Strecke soll als Anschlussbahn für den Güterverkehr betrieben werden.
Der Zörbiger Verwaltungschef Wolfgang Gernert erklärte, am Transport auf der Schiene hätten mehrere Unternehmen Interesse gezeigt, darunter die Firma Sauter. Sie stellt in Zörbig Bio-Ethanol her. Gedacht ist laut Gernert an die Gründung einer Betreibergesellschaft mit der künftigen Einheitsgemeinde Zörbig und Sauter als Gesellschafter. Die Stadt wolle dabei die Mehrheit übernehmen. Für den Betrieb wolle man die Regio-Bahn Bitterfeld gewinnen.
Das Vorhaben steht und fällt nach den Worten des Verwaltungschefs allerdings mit Förderung durch das Land. "Das ist der Knackpunkt." In der kommenden Woche wollen die Verhandlungspartner beim Landesverwaltungsamt in Halle Fördermöglichkeiten ausloten.
Unterdessen sind die Verhandlungen mit der Bahn AG offenbar weit fortgeschritten. Bahn-Sprecher Bönisch sagte, es gebe noch unterschiedliche Auffassungen über die Höhe des Pachtzinses. "Daran sollte es aber nicht scheitern." Einzelheiten wollte er nicht nennen. Gernert schloss nicht aus, dass auf der Strecke künftig auch wieder Personenzüge rollen könnten. Im Herbst 2002 hatte das Land den Schienenverkehr abbestellt und durch Busse ersetzt.

Kommentar
Grün für die Bahn
Von Alexander Schierholz

Was viele nicht mehr für möglich gehalten haben, scheint nun doch noch zu gelingen: Die Saftbahn wird wieder belebt. Die künftige Einheitsgemeinde Zörbig betreibt damit auch ein Stück Wirtschaftsförderung. Und sie macht Politik.
Wirtschaftsförderung, weil sie Unternehmen entgegen kommt, die Interesse am Transport auf der Schiene haben. Und Politik, weil so ein deutliches Signal gesetzt wird: Güter sollen auf die Bahn. Natürlich muss sich das rechnen. Für die Unternehmen, aber auch für die Stadt. Gerade in Zeiten knapper Kassen ist der Rettungsversuch deshalb ein bemerkenswertes Unterfangen.
Für Euphorie ist es indes zu früh. Wer schon wieder Personenzüge zwischen Bitterfeld und Stumsdorf rollen sieht, sollte sich klarmachen, dass dazu wegen anderer Sicherheitsstandards noch ungleich höhere Investitionen notwendig sind. Aber immerhin: Die Strecke scheint nicht mehr dem Verfall preisgegeben. Wenn alles klappt.

Mitteldeutsche Zeitung, Zörbig/MZ, Alexander Schierholz, 06.05.2004

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