Die Zörbiger Saftbahn

Pressemeldung vom 23.08.2004


Moscato ist pleite - Sachsenbahn auf dem Abstellgleis

Die Deutsche Bahn AG hat in Leipzig einen Konkurrenten weniger: Das in Gründung befindliche Verkehrsunternehmen Sächsische Eisenbahn GmbH (Sachsenbahn) ist aus dem Rennen um Streckenkonzessionen ausgeschieden. Ihr Gründer, der Unternehmer Antonio Moscato, hat jetzt nach zahlreichen Rechtsstreitigkeiten seine Zahlungsunfähigkeit offenbart. Die Sachsenbahn war im Herbst 2001 in Leipzig aktiv geworden und hatte in großformatigen Anzeigen um Personal geworben. 4000 Mitarbeiter - vor allem Zugführer und Kundenbetreuer - sollten eingestellt werden; auch der Kauf von Triebfahrzeugen des französischen Herstellers Alstom war im Gespräch. Gesteuert wurde alles von dem aus Heidelberg stammenden Volkswirt und ehemaligen Treuhandmanager Antonio Moscato, der seit 1991 in Leipzig lebt.

Haltlose Korruptionsvorwürfe

Doch die Sachsenbahn kam aus ihrer Gründungsphase nie heraus. Dem für die Streckenkonzessionen zuständigen Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) war der Antragsteller zu undurchsichtig. Trotz mehrmaliger Aufforderung legte Moscato keine Zulassung als Eisenbahn-Verkehrsunternehmen vor und wurde deshalb nicht mehr ernst genommen. Wer eine Bahnstrecke in Sachsen betreiben wolle, müsse seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen, hieß es. Moscato warf dem ZVNL daraufhin "Korruption" vor und überzog ihn mit Strafanzeigen.
Wie sich jetzt zeigt, war die Skepsis des Zweckverbandes angebracht. Nach Rechtsstreitigkeiten mit der Deutschen Bahn AG war Moscato nicht einmal in der Lage, die Verfahrenskosten vollständig zu tragen. Die DB AG ließ aber nicht locker, und so tauchten bei Moscato Gerichtsvollzieher auf, die ihn zwangen, seine Vermögensverhältnisse offen zu legen. Dabei stellte sich heraus, dass der Gründer und Geschäftsführer der Sachsenbahn keinerlei persönliches Vermögen besitzt und noch ausstehende 4952,20 Euro nicht aufbringen kann. Er musste deshalb am 22. Juni einen so genannten Offenbarungseid leisten. Die Bahn AG will trotzdem noch eine weitere Forderung von rund 8500 Euro durchsetzen.
Auch zwei anderen Zahlungsverpflichtungen kommt der Halbitaliener nicht nach. Eine resultiert aus einem Engagement beim Fußballverein VfB Leipzig, mit dem Moscato offenbar sein Bahn-Projekt vorantreiben wollte. Er hatte sich dem inzwischen in Abwicklung befindlichen Verein als Rettungsanker angeboten und eine finanzielle Unterstützung von 50.000 Euro zugesagt; dass das Geld jemals fließt, ist nun aber fraglich. Die zweite offene Forderung betrifft ein Nachprüfverfahren, das Moscato im Regierungspräsidium angestrengt hatte, um die Arbeit des ZVNL überprüfen zu lassen. Die Behörde hat die dafür fällige Gebühr auf 7000 Euro festgesetzt - bislang ist noch kein Cent bezahlt.

Rote Karte vom Zweckverband

Überwiesen wurden hingegen die Gerichtskosten, die Moscato bei einem Streit mit den städtischen Beigeordneten Holger Tschense und Peter Kaminski auferlegt worden sind. Diese hatten ihn wegen Verleumdung und übler Nachrede anzeigt. Weil die Richter dies im Fall Kaminski in einem von drei Punkten anerkannten, hat Moscato 279,90 Euro entrichtet.
Der Unternehmer streitet seine Probleme nicht ab, vertritt aber die Auffassung, dass die noch immer in Gründung befindliche Sachsenbahn von den Vorgängen nicht berührt sei. "Das Unternehmen hat nichts mit meiner persönlichen Bonität zu tun", behauptet er und fügt vage hinzu: "Es könnte ja demnächst über Geldmittel verfügen." Moscato will damit offenbar suggerieren, dass hinter der Sachsenbahn ein Kapitalgeber steht, der sein Engagement fortführen könnte. Wer dies sei, sagt er aber nicht. Er habe den Fehler gemacht, "einen Vertrag zu akzeptieren, bei dem nur im Erfolgsfalle Geld fließt", behauptet er.
Für den ZVNL ist Moscato allerdings kein Partner mehr. "Wir sind froh, dass wir nicht auf seine Angebote eingegangen sind, und werden es auch künftig nicht tun", so Geschäftsführer Andreas Glowienka.

Leipziger Volkszeitung, Andreas Tappert, 23.08.2004

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